Die Misteltherapie beim Osteosarkom

 

Letzte Aktualisierung: 01. Juni 2022/AT1

Einfluss einer adjuvanten Misteltherapie im Vergleich zu oralem Etoposid auf das krankheitsfreie Überleben von Osteosarkom-Patient*innen nach dem zweiten Rezidiv – eine prospektive randomisierte Studie

Longhi et al. 2009, 2014 [153, 154]

Es handelt sich um zwei Veröffentlichungen einer Studie, die unter verschiedenen Aspekten in unterschiedlichen wissenschaftlichen Journalen publiziert wurde.

Patient*innen und Methodik

Patient*innen mit Osteosarkom, die nach ihrem zweiten Rezidiv operiert und als krankheitsfrei eingestuft worden waren, erhielten in einer prospektiven randomisierten, offenenStudie entweder eine Misteltherapie mit Viscum album fermentatum Pini (Iscador P) oder Etoposid. Die Patient*innen in der Etoposidgruppe bekamen täglich 50 mg/m2 orales Etoposid über einen Zeitraum von 21 Tagen, gefolgt von einer einwöchigen Pause über einen Zeitraum von 6 Monaten verabreicht und die Patient*innen in der Viscumgruppe erhielten das Mistelpräparat dreimal pro Woche subkutan über einen Zeitraum von 1 Jahr. Die Studie wurde Anfang Juli 2011 wegen unzureichender Rekrutierung abgeschlossen.

Als primäres Zielkriterium wurde die krankheitsfreie Überlebenszeit (DFS) nach zwölf Monaten definiert, die mit einer historischen Patient*innengruppe (DFS: 20 Monate) verglichen werden sollte. Sekundäre Zielparameter waren die Lebensqualität und Arzneimittelsicherheit.

Ergebnisse

Von 20 Patient*innen, die in die Studie aufgenommen wurden, wurden 9 in die Viscumgruppe und 11 in die Etoposidgruppe randomisiert. In der Misteltherapiegruppe betrug das DFS mit Stand Juli 2013 im Median 39 Monate und in der Etoposidgruppe 4 Monate. Hinsichtlich der Beurteilung der Lebensqualität war die Tendenz für die Viscumtherapie ebenfalls positiv; dies zeigte sich insbesondere bei der globalen LQ-Skala sowie bei den Funktionsskalen „körperliche Funktion“ und „soziale Funktion“. Auch entwickelten die Patient*innen in der Viscumgruppe weniger Nebenwirkungen als die Patient*innen in der Etoposidgruppe, was sich durch weniger Müdigkeit, Schmerzen, Atemnot und finanzielle Sorgen im EORTC QLQ-C30 äußerte. Eine ähnliche Verbesserung unter Etoposid konnte nur bei der „sozialen Funktion“ festgestellt werden. Bei den Symptomen bei „Übelkeit/Erbrechen“ und „Schmerzen“ hingegen waren Verschlechterungen zu beobachten.

Fazit

Eine Therapie mit Mistelextrakten bewirkte eine Verlängerung der krankheitsfreien Überlebenszeit bei Osteosarkompatient*innen, die ein zweites Rezidiv entwickelt hatten und verbesserte die Lebensqualität. Trotz der kleinen Patient*innenzahl sind die Ergebnisse wegen ihres großen Unterschiedes zur Kontrollgruppe aussagekräftig.

 

Letzte Aktualisierung: 18. November 2020/ AT

Orales Etoposid versus Viscum album fermentatum pini als Erhaltungstherapie bei Osteosarkom-Patient*innen mit vollständiger chirurgischer Remission nach dem zweiten Rezidiv – Langzeit-Follow-up einer randomisierten Studie

Longhi et al. 2020 [287]

Patient*innen und Methoden

Beim rezidivierten Osteosarkom liegt die 5-Jahres-Überlebensrate nach dem zweiten Rezidiv (PRDFS) bei weniger als 20 Prozent. Im Juni 2007 wurde eine randomisierte Studie zum Vergleich von oralem Etoposid mit Viscum album fermentatum Pini (Iscador P) als Erhaltungstherapie bei Patient*innen mit metastasiertem Osteosarkom nach vollständiger chirurgischer Entfernung nach dem zweiten Rezidiv begonnen. Der primäre Endpunkt war die PRDFS-Rate nach 12 Monaten (s.o.).

Bei dieser Publikation handelt es sich nun um die Ergebnisse eines Langzeit-Follow-ups 12 Jahre nach Beginn der Studie und einer medianen Dauer des Follow-ups von 106 Monaten bei 19 behandelten Patient*innen (10 Patient*innen aus der Etoposidgruppe, 9 Patient*innen aus der Viscumgruppe) oder einer Dauer von 83 Monaten unter Berücksichtigung der Intention-to-Treat (ITT)-Analyse bei 20 randomisierten Patienten (s.o).

Ergebnisse

Am 30. Juni 2019 wurde bei einer medianen Nachbeobachtungszeit (ITT) von 83 Monaten eine mediane PRDFS von 106 Monaten in der Viscumgruppe mit 5 von 9 Patienten, die nie rezidivierten, festgestellt. Im Vergleich dazu betrug die mediane PRDFS nur 7 Monate in der Etoposidgruppe, wobei hier alle Patienten rezidivierten (Hazard Ratio HR 0,287, 95% KI: 0,076-0,884, p = 0,03). Das Modell prognostiziert somit 10-Jahres-Gesamtüberlebensraten von 64% in der Viscum- und 33% in der Etoposidgruppe.

Fazit

12 Jahre nach Beginn der Studie zeigten die Patient*innen im Viscumarm weiterhin eine deutlich längere PRDFS im Vergleich zu den Patient*innen, die orales Etoposid erhielten, was mit einer Tendenz zu einem Vorteil in der Gesamtüberlebenszeit einhergeht. Dennoch war die Anzahl der behandelten Patient*innen zu gering, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen.

 

Letzte Aktualisierung: 17. August 2020/AT

 

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